FREE SPIRIT...

FREE SPIRIT - mehr als nur hübsche Gesichter auf Teppichen!

 

Nicht erst seit dem Tod von Mahsa Amini protestieren Menschen auf der ganzen Welt für Freiheit und Gleichberechtigung. Es ist ein universelles Menschrecht, dass die Geschlechter gleichberechtigt sind. Dennoch entspricht diese Vorstellung nicht im Ansatz der Realität von viel zu vielen weltweit diskriminierten oder gar misshandelten Frauen.

Mit meiner Gemälde Serie FREE SPIRIT stelle ich künstlerisch dar, dass Frauen, egal wie sie selber entscheiden, sich nach außen zu präsentieren, wunderschön und wertvoll sind.

Als halb-iranerin wurde ich sowohl in Deutschland geboren, als auch von meiner deutschen Mutter selbstbestimmt und liberal aufgezogen. Meine Kindheit hindurch habe ich gar nicht gemerkt, dass nicht überall auf der Welt Gleichberechtigung für Frauen herrscht. Es dauerte bis ins Erwachsenenalter hinein, bis ich anfing zu realisieren, dass ich zum einen als in Deutschland lebende Frau und zum anderen als von einer sehr modernen, selbstständigen und beruflich erfolgreichen Mutter geprägte Frau, höchst privilegiert bin.  Meine Prägung der Kindheit war, dass ich das Recht hatte, so zu sein, wie ich bin und als Mensch wertvoll bin – egal ob Mädchen oder Junge.

Für mich zeichnet sich das Bild, dass es tatsächlich diese beiden Komponenten waren, die mich zu der selbstbestimmten und unabhängigen Frau gemacht haben, die ich heute bin. Denn allein in Deutschland zu leben, bedeutet nicht automatisch, dass man als Frau autonom leben kann.

Selbst heute noch ist das nämlich nicht einmal in Deutschland selbstverständlich.

Viele meiner Freundinnen sind verhältnismäßig liberal und gleichberechtigt erzogen worden und bis heute leben sie ein Leben, in dem sie abhängig von einem Mann sind. Es spricht nichts gegen klassische Rollenmodelle, aber wenn die Frau sich diesem Modell unterwirft, weil es vermeintlich so von ihr erwartet wird, läuft doch etwas schief!

Als hauptberufliche Künstlerin bin ich natürlich nicht so konfrontiert mit gesellschaftlichen Ungleichgewichten wie z.B. Gehaltsdifferenzen oder nicht eingehaltenen Frauenquoten. Auch muss ich mich nicht an Konventionen halten, wenn es um meine Frisur oder Kleidung geht.

Doch auch ich als Künstler war schon in Situationen, die mir das „Problem“ des Frau seins klar gemacht haben. So hatte ich z.B. einmal mit Kooperationspartnern eine großes Kunst-Event geplant. Hunderte Gäste hatten sich angemeldet, Tänzer und über 25 Personen im Personal. Es war monatelang harte Arbeit um alles auf die Beine zu stellen. Wenige Tage vor der Veranstaltung sagte mir einer der Kooperationspartner, dass er es sich anders überlegt habe und ich die Veranstaltung absagen muss – es sei denn – ich würde mit ihm schlafen… WTF im wahrsten Sinne!

Wie verhält man sich in solch einem Moment?
Nachgeben?
Alles hinschmeißen?
Wie „man“ oder viel mehr Frau sich verhält, kann ich leider nicht beantworten, ich konnte damals einen Mittelweg finden. Ich habe nicht alles hingeschmissen und mich auch nicht auf das unmoralische „Angebot“ eingelassen, sondern mit angewiderter Miene, gute Miene zum bösen Spiel gemacht und durch scherzen und lachen dem Kooperationspartner wieder ausreden können. Es ist nochmal gut gegangen, ohne dass ich mich „hingeben“ musste, aber es war eines meiner ersten von vielen folgenden Situationen, bei der mir plötzlich und schmerzhaft bewusst geworden war, wie mies es sein kann, Frau zu sein. Diese Ohnmacht, dieses Angewiesen und ausgeliefert sein in diesem Moment, hat mich verstehen lassen, dass auch Belästigungen unter den Bereich mangelnde Gleichberechtigung fällt, denn wäre ich ein Mann gewesen, hätte ich dieses unangenehme und demütigende Gespräch zumindest in der Form niemals führen müssen.

Nun sind wir in unseren westlichen Ländern dennoch um Welten „besser dran“ als Frauen überall auf der Welt, die in Ländern leben, in denen es nicht einmal die oberflächliche gesellschaftliche Vorstellung von Gleichberechtigung gibt.

Es bricht mir das Herz, zu sehen, wie meine Schwestern (ja auch biologische Schwestern) im Iran darum kämpfen müssen, ihr Grundrecht an Selbstbestimmung leben zu dürfen. Ich habe keine Vorurteile oder gar Abneigungen gegen den Hijab. Ich wünsche mir nur so sehr, dass jede Frau auf dieser Welt selber entscheiden darf, wie sie sich der Welt zeigen will. So selbstverständlich und banal dies doch scheint, so weit entfernt sind wir davon.

In der FREE SPIRIT Serie habe ich deshalb als Trägermaterial orientalisch anmutende Teppiche gewählt. Diese symbolisieren für mich die festen Strukturen durch vorgegebene Muster. Ich würde nicht so weit gehen, von patriarchalischen Strukturen zu sprechen, denn die Schönheit der Muster der Teppiche lassen eher auf traditionellen Konventionen schließen, die sicherlich im gewissen Grad auch Raum und eine Daseinsberechtigung haben. Diese symbolischen Strukturen also werden durchbrochen durch die Malerei. Selbstbewusste, beinahe göttliche Schönheiten zeigen sich der Welt ganz so, wie sie es wollen. Mal mit langem wallendem Haar und leicht bekleidet, mal mit Kopftuch, mit Turban, Hut oder Zopf. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Meine FREE SPIRIT Frauen dürfen sein. Sie dürfen eine Symbiose aus beidem sein – Tradition, Struktur und dennoch frei, schön individuell und selbstbestimmt.

Diese 2022 entstandene Serie habe ich für Menschen geschaffen, die sich ihren freien Geist bewahrt haben für Menschen, die an die Freiheit des Seins erleben und daran glauben und sich dafür einsetzen, dass unser Grundrecht darin besteht, eigenverantwortlich und authentisch zu sein. Gleichzeitig ist die eine Hommage an all die tapferen Frauen auf der Welt, die sich dafür einsetzen, frei sein zu dürfen, frei in dem, was sie tun, wie sie sich anziehen, wie sie sich der Welt zeigen. Es ist meine ermutigende Geste an allen Frauen der Welt. Meine Art zu sagen: Es geht beides, wir Frauen können schön und individuell sein und gleichzeitig ein Teil der bestehenden Ordnung darstellen. Nichts davon muss sich widersprechen, im Gegenteil, gerade die Symbiose macht es zu Kunst!

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